„Piazollas Libertango, polnische Zigeunermusik, und tief schwarze 

Goralengesänge ….“

Katjusha Kozubek und das Ensemble KRAKOWIAK im Kulturkonsum Oranienburg

Märkische Allgemeine, September 2009 

ORANIENBURG - Mutlose Männer füllten Freitagabend den Oranienburger Kulturkonsum. Denn als das polnische Ensemble „Krakowiak“ den berühmten Walzer aus der Jazz-Suite Nr. 2 von Dimitri Schostakowitsch anstimmte, fand sich keiner von ihnen, der mit Hauptdarstellerin Katjusha Kozubek tanzen wollte. Die Herren der Schöpfung sahen verschämt nach unten oder beugten sich diskret zur Seite. Schließlich drehte sich Katjusha Kozubek mit einer weiblichen Partnerin im Arm zu der wunderschönen, wie gebrochen klingenden Walzermelodie.

Fünf Jahre gibt es den Kulturkonsum, er machte die Heidelberger Straße 22 zu einer Adresse für das besondere Kulturerlebnis. Katjusha Kozubek gehörte mit zu den ersten Künstlerinnen, die hier auftraten. Damals wie heute bot sie polnische Zigeunermusik, diesmal mit einem anderen Ensemble. Sie erschien gereifter, ausdrucksstärker in ihrem Gesang, ihrer Gestik und Mimik. Gelebtes Leben spiegelt ihr Gesicht, wenn sie singt „Geh Deinen eigenen Weg“ oder „Ich kann Dich nicht vergessen“. Aber nicht nur von Melancholie war dieser Abend getragen. Katjusha Kozubek, die ihren ursprünglichen deutschen Namen und ihre Mentalität eintauschte gegen die einer Polin, weiß genauso die Daseinsfreude dieses Volkes auszudrücken. Mehr noch, sie spielt nicht, sie lebt das Osteuropäische, lässt es zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen, in dem sie den polnischen Juden, den Sinti und Roma ihre Stimme gibt. Das gelingt um so besser, wenn sie, wie am Freitagabend, ein Ensemble ausgezeichneter Musiker an ihrer Seite hat. Sie heizen sich gegenseitig an: der Bassist Maciek Petracho, der Gitarrist Leszek Szwarc, der Akkordeonist Wojtek Jurgiel, der Klarinettist Dariusz Wilk auf der einen und die Sängerin auf der anderen Seite. Mal mischen sie Piazzollas Libertango mit polnischen Zigeunerweisen, mal lassen die Männer tief schwarze Goralen-Gesänge ertönen, mal setzen sie ihren Ensemble-Namen in einen feurigen Tanz um. Dem Mitmachen verweigern sich die Zuschauer aber auch hier. Dafür singen und summen fast alle mit, wenn Katjusha Kozubek Lieder aus dem jüdischen Städl wie „Tschiribim“ oder „Dona, Dona“ anstimmt. Ganz dem Schicksal der Zigeuner verpflichtet ist das wehmütig-ironische Lied „Nur um die Pferde ist es schade“. Wenn dann die Männer mit Maciek Petracho als Vorsänger ein altes polnisches Lied anstimmen, das das Schicksal eines Mannes in übersprühendem Rhythmus beschreibt, dann hat der Abend seinen stimmungsvoll-mitreißenden Höhepunkt erreicht. 

Als der begeisterte Applaus längst verklungen ist, die Gäste den Raum verlassen haben, stehen drei von den Musikern noch immer zusammen. Sie haben ihre Instrumente im Arm, beginnen erneut zu spielen, einfach so, aus Lust und Freude an der Musik. Es ist die Atmosphäre im Kulturkonsum, die dazu verleitet.

(Von Rotraud Wieland)





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