Roma sind….Roma san…      (Vorurteile)

 

 

 

Roma sind ohne Stimme – sagen die, die nur ihre eigene Stimme kennen

 

Roma sind heimatlos – sagen die, deren Behausung erstarrt ist

 

Und sie sind Diebe – sagen die, deren Hände erschöpft zittern vom Festhalten der Dinge

 

Roma sind faul –  sagen die Knechte,  das Joch verfluchend, das ihre Knochen zusammenhält doch ihren Himmel verdeckt

 

Und sie sind laut –  sagen die lebenden Toten, stolz die eigene Seele in die Knie zwingend

 

Schmutzig sind die Roma –  sagen die Sauberen, deren Reinheit sich an gepflegten Fingernägeln misst

 

Roma sind Bettler – sagen die Einäugigen, die zu Geben verlernten und zu Nehmen nicht verstehen

 

Roma sind zu viele – sagen die Ängstlichen, Entwurzelten in ihren einsamen Appartements

 

Roma sind Betrüger – sagen die, die sich im Betrug einrichteten

 

Roma sind mit dem Teufel im Bund  - sagen die Entweihten voller Furcht

 

Und stehlen Kinder – sagen die, die den eigenen die Tür verwehren

 

Roma sind hinterhältig – sagen die, die darauf warten

 

Roma sind so süß – sagen die Respektlosen und zwinkern schelmisch

 

Und sie sind fremd, so fremd  –  sagen die, die sich selbst nicht kennen

 

Roma sind Nomaden  -  verneinen die, die nichts wissen, von den Zelten im Schutz der Mondsichel und der

Sehnsucht zum Aufbruch nach langem Winter  

 

Lustig sind die Roma – sagen die, die zu lachen verlernten

 

Und

 

Roma sind Opfer – sagen Manche und machen das Geben zum Geschäft

 

Roma sind Opfer – sagen Andere, die sie entmündigend zu Heiligen machen und damit ans Kreuz nageln

 

Roma sind Opfer – sagen die Gutwilligen und formen sie eifrig nach ihrem Maß

 

Roma sind Opfer – sagen auch Jene, die vergaßen, zwei Hände zu haben und den Stolz ihrer Väter. 

 

Roma sind Opfer. Auch Opfer. Punkt.

 

 Roma sind…Roma san…manusha …Menschen.  

 

Wanderer zwischen Zeit und Raum.

 

Und ihr Platz ist – hier.

 

 

 

 (KK 2013)

 

 

 





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